Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Ein Statement von Christine Deutschmann zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus:

Am 27.01.2021 jährt sich die Befreiung des KZ Auschwitz zum 76. Mal. Als die Rote Armee das Lager erreichte, waren noch 7.000 Menschen am Leben. Ausgemergelt, krank, voller Angst. Im Lager finden die Soldaten noch etwa 600 Tote. Das wahre Ausmaß dessen, was sich in Auschwitz abgespielt hat, zeigt sich erst in den folgenden Wochen und Monaten. Zwischen 1940 und 1945 wurden dort mindestens 1,1 Million Menschen ermordet.

In Auschwitz hat sich gezeigt was passiert, wenn Menschen ohne Moral und Skrupel an die Macht kommen. Wenn Menschlichkeit keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Schwäche ist. Wenn Menschen glauben, über anderen Menschen zu stehen.

„Ihr seid nicht Schuld an dem was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht“

Dieser Satz wurde von Max Mannheimer geprägt, der die Konzentrationslager Auschwitz, Theresienstadt, Warschau und Dachau mit Glück überlebte. Bis auf einen seiner Brüder, wurde seine gesamte Familie ermordet.

Zuerst wollte Max Mannheimer nie wieder deutschen Boden betreten. Zu sehr hatte er unter den Nazis leiden müssen. Aber er hat sich nicht vom Hass leiten lassen sondern erkannte, dass nur die, die überlebt haben, über die Verbrechen des faschistischen Hitlerregimes berichten können.

So war es ihm als Vorsitzendem der Lagergemeinschaft Dachau immer besonders wichtig, mit Schüler*innen ins Gespräch zu kommen. Aber nicht nur das. Ich erinnere mich, dass meine Freunde und ich beim Besuch des KZ Dachau in den 1990er Jahren einmal von einem alten Herrn in der Nähe des Krematoriums angesprochen wurden, der uns ein wenig über die Geschichte des KZ erzählte. Wir haben ihn nicht erkannt, aber als Max Mannheimer später öfter in den Medien zu sehen war erkannte ich, dass er der alte Herr gewesen war. Bei mir hat er einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Im Jahr 2021 gibt es kaum noch Überlebende, die berichten können. Es wird bald niemand mehr in die Schulen gehen und erzählen können, was in den Todeslagern der Nazis geschah und sagen „ich war dort“.

Daher ist es an uns, den nachfolgenden Generationen, die Erinnerung wach zu halten. Gerade jetzt, wo sie langsam verblasst. Wo auf Gräbern gerodelt wird, wie unlängst in Buchenwald. Wo wieder Faschisten in den Parlamenten sitzen und Menschen sich von kruden Verschwörern auf YouTube und Telegram verführen lassen. Wo einer Organisation wie der VVN-BdA die Gemeinnützigkeit entzogen wird, die seit 1947 hervorragende und wichtige antifaschistische Arbeit leistet.

Es darf in Deutschland und auch im Rest der Welt kein Vergessen geben. „Dass Auschwitz sich nie wiederhole…“ hat Theodor W. Adorno gefordert. Und so schließe ich mit einem Zitat aus dem Schwur von Buchenwald:

„Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht. Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

Erheben wir Humanität und Menschenrechte immer zu unserer obersten Maxime und geben wir Faschisten keinen Fußbreit nach.


Mehr Informationen zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ auf Wikipedia

Mehr Informationen zum „Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (International Holocaust Remembrance Day)“ auf Wikipedia


 

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