Stellungnahme des Themenforums Gesundheit und Pflege zur Thematik des Schutzes von Pflegebedürftigen, Patient*innen, Pflegekräften und anderem Personal im Gesundheitswesen
11% der Infizierten in Deutschland sind Mitarbeiter*innen von Krankenhäusern sowie Alten- und Pflegeheimen!
Wie ist es um den Schutz von Pflegebedürftigen, Patient*innen, Pflegekräften und anderem Personal im Gesundheitswesen bestellt?
Im Bericht aus der Kabinettssitzung vom 26. Mai 2020 der bayerischen Staatsregierung heißt es, dass Testungen auf das SARS-CoV-2 in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen sowie in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen (inkl. Rehabilitationseinrichtungen) im eigenen Interesse der Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen weiter deutlich verstärkt werden sollen. Bisher gab es keine Serientestungen, was zusammen mit der mangelnden Schutzausrüstung zu den hohen Infektionszahlen in den betroffenen Einrichtungen geführt hat. Wir hatten jetzt genug Zeit, die Kapazitäten für flächendeckende und regelmäßige Tests in Einrichtungen mit hohem Verbreitungsrisiko zu schaffen.
Regelmäßige Serientestungen in den genannten Einrichtungen hätten neben dem Schutz von Personal, Patient*innen und Gesundheitswesen einen weiteren Effekt. Denn das hieße auch, dass der Ausbreitung des Coronavirus an dieser Stelle effizient entgegengewirkt werden könnte. Es ist unnötig zu erklären, dass bei einer Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen, in welcher man bereits ansteckend ist, und bei milden und somit unerkannten Verläufen, von einem hohen Ansteckungspotenzial auszugehen ist.
Daher ist es nötig die Testungen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen nicht mehr dem Zufall zu überlassen. PCR-Tests bieten zwar auch keine hundertprozentige Sicherheit, deshalb steht die Versorgung der Einrichtungen mit Schutzausrüstung an oberster Stelle, trotzdem bieten regelmäßige Testungen einen zusätzlichen Schutz für Personal und Patient*innen /Bewohner*innen und somit auch für die gesamte Bevölkerung.
Das mut-Forum Gesundheit und Pflege setzt sich daher für umgehende und flächendeckende Testungen in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern ein.
Man kann nur hoffen, dass der Ankündigung der bayerischen Staatsregierung schnell umfassende Taten folgen und auch bei eventuellen weiteren Infektionswellen sowohl immer genügend Schutzmaterial als auch Kapazitäten für schnelle und flächendeckende Tests zur Verfügung stehen.
Der Schutz der Menschen muss an erster Stelle stehen, nicht etwa das Fortführen der Fußball-Bundesliga. Dabei geht es uns nicht um eine Abwertung des Fußballs, sondern um das fatale Signal, welches damit gesendet wird. Nämlich eine Geringschätzung gegenüber den Personen, die sich einer besonderen Bedrohung im Beruf ausgesetzt sehen, ebenso wie der vulnerablen Personengruppe in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern.
Die genannten Personengruppen haben zudem keine Wahl, sie können sich des höheren Risikos einer Ansteckung nicht entziehen.
Zusätzlich zu den regelmäßigen Serientestungen muss unbedingt ausreichend Schutzmaterial zur Verfügung stehen. Fortbildungen des nicht primär qualifizierten Personals sollen zum Standard werden.
Es darf nie wieder zu einer Situation kommen, in der durch fehlende Schutzausrüstung Menschen gefährdet werden.
Die Gründe für diese Missstände sind in der zunehmenden Privatisierung des Gesundheitswesens zu suchen. Eine umfangreiche Reform ist jetzt dringend nötig, statt die Regelungen für die Arbeits- und Ruhezeiten aufzuweichen, am Mindestlohn zu kratzen und die gerade erst eingeführte Personaluntergrenze wieder auszusetzen.
Die Möglichkeit sich testen zu lassen, darf nicht von finanziellen Mitteln abhängig sein!
Daher sollte es selbstverständlich sein, dass die bayerische Regierung sich dieser Problematik umgehend annimmt.