In der Süddeutschen Zeitung vom 25. Januar erschienen mehrere Artikel über den Pestizideinsatz im Südtiroler Obstanbau. Ein paar zentrale Aussagen haben wir hier zusammengefasst:
Die Aufzeichnungen belegen, dass es in der Anbausaison zwischen März und September keinen Tag gab, an dem im Vinschgau nicht gespritzt wurde. In diesen sieben Monaten wurde jede Plantage durchschnittlich 38 Mal allein mit Pestiziden behandelt. Das sei „in einer Saison natürlich sehr, sehr viel“, sagt Professor Ralf Schulz, Umweltwissenschaftler und Pestizidforscher an der Technischen Universität Kaiserslautern-Landau, „Pestizide sind sehr, sehr giftig bisweilen“.
Die Spritzhefte belegen, dass die Obstbauern nicht nur Pestizide spritzten, um Schädlinge, Pilzbefall oder Unkraut zu bekämpfen, sondern auch aus obstkosmetischen Gründen.
Insgesamt etwa 590 000 Spritzeinsätze dokumentieren die ausgewerteten Betriebshefte in den sieben Monaten. Die hohe Zahl hänge damit zusammen, dass man wirksame Mittel gezielter verwende, argumentiert der Anbauverband. „Das bedingt eine höhere Anzahl an Einsätzen mit dem Vorteil einer präziseren und eingeschränkten Wirkung auf genau einen Schadorganismus“, so die Sprecherin des Südtiroler Apfelkonsortiums. Die zehn am häufigsten dokumentierten Anwendungen gehen auf chemisch-synthetische Wirkstoffe zurück, die von etwa 80 Prozent der Betriebe auf den Feldern ausgebracht wurden.
Darunter befanden sich auch solche Substanzen, die von der EU als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft wurden. Bis zu neun unterschiedliche Mittel pro Tag wurden den Aufzeichnungen zufolge 2017 auf den Vinschgauer Feldern gespritzt. Fabian Holzheid vom Münchner Umweltinstitut warnt wie andere Fachleute vor sogenannten Cocktaileffekten. Niemand wisse im Detail, wie die Chemikalien untereinander reagieren, wie sie kombiniert werden und was sie gemeinsam auslösen. Holzheid vermutet, dass sich die negativen Auswirkungen dabei gefährlich addieren.
Was die alltägliche Praxis angeht, würden die im Vinschgau bevorzugten Hochdruck-Spritzgeräte keine baum- oder fruchtgenaue Dosierung erlauben, bemängeln Kritiker. Sie verursachen vielmehr große Wolken an chemischen Aerosolen, die weit über die jeweiligen Pflanzen hinaus durch die Täler sowie die Berghänge hinaufwabern.
Damit gewinnt die von uns gestartete Petition https://change.org/rettet-unseren-boden nochmals an Aktualität und zeigt, dass unsere Forderungen keinesfalls realitätsfern sind. Wir freuen uns über weitere Unterschriften!
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/pestizide-apfelanbau-suedtirol-e469434/?ieditorial=0
Titelbild von Erich Westendarp auf Pixabay