Ein Kommentar von unserem Vorstandsmitglied Marion Ellen zur Frauenpolitik:
Zufall? Systembedingt? Systemversagen?
„Systemrelevant“ ist das geflügelte Wort in diesen Zeiten.
Eigentlich ist uns allen bekannt, dass ein Operationssaal, der nicht geputzt wird, schlecht für die Gesundheit ist, genauso wie es eine durchaus dumme Idee ist, nicht dafür zu sorgen, dass ausreichend Pflegekräfte da sind, die Patient*innen versorgen können….
dass es alles andere als optimal ist, wenn mangels Kinderbetreuung Menschen Probleme im Arbeitsleben bekommen…
dass wir, um einkaufen zu können, in der Regel ein Gegenüber brauchen, weil das wenigste über Automaten funktioniert.
Doch aus all dieser Erkenntnis erwuchs nie der politische Wille, diese „Systemrelevanz“ monetär und mit Anerkennung zu belohnen.
Was diese Berufsgruppen gemeinsam haben?
In ihnen sind hauptsächlich Frauen zu finden.
Zufall? Systembedingt? Systemversagen?
Die Pandemie Situation zeigt besonders auf, wo es hapert. Probleme, die seit Jahrzehnten existieren, verstärken sich in der Krise, werden (noch) sichtbarer.
Sichtbarer wird auch das beharrliche Nicht – Handeln -Wollen. Der politische Wille, das Thema „Mehr Lohn“ oder Anerkennung nun endlich angehen zu wollen dagegen ist nicht sichtbar.
Sichtbar ist der politische Wille, Fußballspiele wieder stattfinden zu lassen oder erneut Steuergelder auszugeben – die für den Kauf von Autos, für die Menschen, die so viel Geld haben, um sich überhaupt ein neues Auto kaufen zu können.
Der medial öffentliche Raum wird noch mehr beherrscht von Männern. Nein, EINE Kanzlerin ändert daran nichts.
Die Leopoldina hatte eine Besetzung von 24 (Männern) zu 2 (Frauen)
Zufall? Systembedingt? Systemversagen?
Die Krise wirft Deutschland in Sachen Gleichstellung um Jahrzehnte zurück. Es bedarf viel Arbeit, politischer Arbeit, Arbeit durch mut, die Weichen wieder so zu stellen, dass wir in Sachen Emanzipation zumindest wieder kleine Fortschritte machen.
Die Krise verstärkt die geschlechtsspezifischen Unterschiede – wenn man willens ist, dann sieht man dies wie durch ein Brennglas.
Lasst uns die Ärmel hochkrempeln und gemeinsam dafür einstehen, dass Gleichstellung nicht nur was für die „fetten Jahre“ ist.
Bei Gleichstellung geht es um nichts anderes als Gerechtigkeit.
Es ist es wert, dafür zu kämpfen.