Zu viel Geld für die Verteidigung

Ein Kommentar unseres Sprechers für Frieden Josef (Pepe) Rinderer:

Zu viel Geld für die Verteidigung

Laut einem Artikel der Zeit [1] könnte der Verteidigungsetat der Bundesregierung 2020 weit über 50 Milliarden € steigen. Schon 2019 wurden dafür 43,2 Milliarden eingeplant.

Statistik: Geplante Ausgaben im Bundeshaushalt nach Ressorts* im Jahr 2019 (in Milliarden Euro) | Statista
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Im Gegenzug dazu hat die Regierung einen kleinen Beitrag von 2,3 Milliarden für die wichtigen Themen Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit eingeplant. Auch 2020 fällt dieses Ressort, das unseren Planeten für nachkommende Generationen schützen soll, unter sonstige Ausgaben.

Der Kurs wird bestätigt

Am 07.11.2019 bestätigte die Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer den Kurs der Regierung bei ihrer Brandrede an der Universität der Bundeswehr in München. Sie möchte die Auslandseinsätze der Bundeswehr ausweiten und bis spätestens 2031 die Verteidigungsausgaben auf 2 % des Bruttoinlandprodukts erhöhen [2]. Interessant, dass für die Verteidigung das Geld nur so sprudelt. Über 1,5 Milliarden bei der Grundrente konnte sich die Regierung eine gefühlte Ewigkeit nicht einigen und stellt sie jetzt als große Leistung hin.

Die Rede von AKK beweist, dass es bei der Militarisierung nicht um die Menschen geht, sondern um die Sicherung der Handelswege: „Wir sind die Handelsnation, die von internationaler Verlässlichkeit lebt. Wir sind neben China führend in der internationalen Containerschifffahrt – und auf freie und friedliche Seewege angewiesen. Und wir sind in der Mitte eines Europas, das von sicheren Grenzen und gleichzeitig kraftvollem Miteinander lebt – nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in Wissenschaft und Kultur, unserem gesellschaftlichen Leben.“

Beistand von der EU

Schützenhilfe bekommt AKK von ihrer Vorgängerin und jetzigen EU-Kommissionspräsidentin. Ursula von der Leyen springt auf den Zug auf und möchte „eigene Muskeln aufbauen“ [3] und dafür sorgen, dass auch die geplante Militarisierung der EU schneller vorangeht. Seit Ende der 90er treibt die EU den Aufbau ihres Militärs voran. Sie will sich damit Ressourcen und freien Handel sichern, auch auf Kosten der Menschen anderswo.

2 %-Regelung

Müssen wir uns nicht fragen, ob wir weiter so viel Geld in die Verteidigung und das Militär stecken wollen, die mitunter einen großen Beitrag zur Umweltzerstörung [4] leisten? Oder wollen wir nicht lieber unseren Haushalt in wichtigere Bereiche investieren, unter anderem auch den Umweltschutz? Unsere Regierung rechtfertigt die hohen Ausgaben immer mit der Zwei-Prozent-Regel (Anteil am BIP). Aber sollten wir uns nicht fragen, ob diese Zielsetzung von Wales überhaupt verpflichtend [5] ist? Politik- und Rechtswissenschaftler sprechen sich eindeutig dafür aus, dass die Zwei-Prozent-Zielvorgabe der Nato nicht rechtlich bindend ist. Die Prozentvorgaben von Wales seien eine politische Willensbekundung („non-binding requirement“, „gentlemen’s agreement“, „informal benchmark“) und enthielten keine bindende Verpflichtungen der Mitgliedsstaaten (vgl. Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages [6]).

Gesellschaftlicher Wandel

Weltweit werden die Rüstungsausgaben in die Höhe getrieben. Mit ihnen werden Kriege und Unruhen finanziert, die Menschen töten, die Umwelt zerstören und den Klimawandel vorantreiben. Befeuert wird dies alles durch das Glaubensbekenntnis des Kapitalismus, der einzig dem Wirtschaftswachstum und dem Konsum predigt, ohne Rücksicht auf die Auswirkungen anderswo. Wir sollten mehr Geld in Mensch, Umwelt und den Planeten investieren, statt diesen zu zerstören. Deswegen sind die hohen Verteidigungskosten und die Militarisierung in meinen Augen nicht gerechtfertigt. Wenn wir den Planeten weiterhin für unsere Nachkommen erhalten wollen, sollten wir endlich einen Wandel weg von Kapitalismus, Konsum und Krieg vollbringen. Wir sollten nach neuen Lösungen für eine bessere Welt suchen, in der ein würdiges Leben für jeden Menschen auf diesem Planeten möglich ist.


[1] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-10/nato-verteidigungsausgaben-militaer-erhoehung-deutschland
[2] https://www.bmvg.de/de/aktuelles/rede-der-ministerin-an-der-universitaet-der-bundeswehr-muenchen-146670

[3] https://www.heise.de/tp/features/CDU-Politikerinnen-nehmen-SPD-Politikern-den-Neowilhelminismus-ab-4583231.html

[4] https://www.nachdenkseiten.de/?p=54527

[5] https://www.heise.de/tp/features/Muss-Deutschland-den-Ruestungshaushalt-auf-2-des-Bruttoinlandsprodukts-erhoehen-3935186.html
[6] https://www.bundestag.de/resource/blob/505886/e86b5eecc480c0415bff0d131f99789f/wd-2-034-17-pdf-data.pdf


 

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